Das Recht auf Ihr eigenes Gesicht

Gehört Ihnen Ihr Gesicht wirklich? Im Internet längst nicht mehr. Seit dem Siegeszug der Künstlichen Intelligenz noch weniger – denn sie bescherte uns Deepfakes: täuschend echte Videos, Bilder oder Tonaufnahmen, die Menschen Dinge tun oder sagen lassen, die nie geschehen sind.
Die Technologie wird oft missbraucht: um Vertrauen zu erschleichen und dann zu zerstören, um Falschmeldungen zu verbreiten, um Menschen bloßzustellen. Das Internet als rechtsfreier Raum macht die Kontrolle von Produktion und Verbreitung solcher Deepfakes zur Mammutaufgabe.
Das dänische Parlament will dem nun einen Riegel vorschieben: Bürger sollen das Recht auf den eigenen Körper, die eigene Stimme und die eigenen Gesichtszüge erhalten. Nur zwei von elf Parteien verweigerten ihre Zustimmung – ausgerechnet jene beiden, die im Wahlkampf Deepfake-Videos der amtierenden Premierministerin Mette Frederiksen produzierten. Die Empörung war, wenig überraschend, groß.
Die Vereinbarung soll den Weg für ein Gesetz ebnen, das „die Verbreitung von Deepfakes und anderen digitalen Nachahmungen persönlicher Merkmale” unter Strafe stellt. Dabei geht es weniger um Gefängnisstrafen für die Verbreiter als vielmehr darum, die Löschung von Deepfakes auf Plattformen zu erleichtern und Opfern Schadenersatz zu ermöglichen.
Die Grenzen sind offensichtlich: Das Gesetz gilt nur in Dänemark. Selbst wenn ein Deepfake dort gelöscht wird, bleibt es aus anderen Ländern weiter abrufbar. Zwar verpflichtet der Digital Services Act der EU Plattformen zur Löschung illegaler Inhalte – doch was illegal ist, definiert meist nationales Recht. Eine einheitliche europäische Lösung fehlt.
Hoffnung macht das KI-Gesetz der EU vom vergangenen Jahr, das gerade umgesetzt wird. Es schreibt vor: Deepfakes müssen klar gekennzeichnet werden. Ein weiterer Artikel verbietet „absichtlich manipulative oder irreführende Techniken”, die Menschen in ihrer Entscheidungsfindung beeinträchtigen und Schaden zufügen.
Auch Frankreich und Großbritannien wurden aktiv. Frankreich verbot letztes Jahr die Verbreitung KI-generierter Bild- oder Toninhalte ohne Einwilligung der Dargestellten – pornografische Deepfakes sind dort ebenso verboten wie in Großbritannien.